Grüne informierten sich über die Situation der Hebammen im FGZ

 

Regelrecht schockiert zeigten sich die Mitglieder des Ortverbandes der Sulinger Grünen, als sie sich am Mittwoch über die Lage der Hebammen im Familiengesundheitszentrum informierten. Es gibt nämlich kaum noch welche. Sie sind an einer Hand abzuzählen.

 

Und so ist die Begleitung Schwangerer und die Nachsorge nach der Geburt kaum noch zu gewährleisten. Wer sich nicht schnell genug beim Eintreten einer Schwangerschaft um eine Hebamme bemüht, hat kaum noch eine Chance – und kann froh sein, im FGZ das Angebot einer Hebammen-Sprechstunde zu bekommen. „Dies kann allerdings nur ein minimaler Ersatz sein, ein Notbehelf und keine wirkliche ‚normale‘ Nachsorge, da hierbei die häusliche Versorgung fehlt“, erklärt Frau Jahnke vom FGZ. Nur wenige Hebammentätigkeiten könnten von  anderen Dienstleistern übernommen werden, wie beispielsweise die Stillberatung durch ausgebildete Fachkräfte, die dann allerdings nur selten von den Krankenkassen bezahlt werden.

 

Wie konnte es zu einer so prekären Situation kommen?

 

Der Landkreis Diepholz ist einer der ganz wenigen in ganz Deutschland, der keine Geburtenstation hat. „Junge Hebammen wollen aber nicht nur Vor- und Nachsorge machen, sondern Frauen beim Gebären begleiten“, erklärt Frau Jahnke weiter. Und damit sind sie hier nicht fündig. Aber selbst, wenn sie diesen Schwerpunkt für sich nicht wählen würden, finden sie kaum Möglichkeiten als angestellte Hebamme in Sulingen tätig sein zu können, z.B. in einer Hebammen-Praxis oder in einer gynäkologischen Arztpraxis.

 

Und sich selbst eine eigene Praxis aufbauen? Der Schritt in die Selbstständigkeit ist vor allem als Berufsanfängerin schwierig. Neben allen sofort anfallenden laufenden Kosten, z.B. der viel kritisierten hohen Versicherungsbeiträge für Hebammen oder Miete für Räumlichkeiten, müssen mindestens die ersten drei Monate ohne Einnahmen überbrückt werden: denn das Geld von den Krankenkassen fließt erst mit Verzögerung.

 

„Was könnten wir tun, damit mehr Hebamme sich gerade hier in Sulingen niederlassen?“ fragt Laila Mohrmann, denn für die Grünen gehört die Begleitung Schwangerer und junger Mütter zur medizinischen Grundversorgung. „Wir brauchen Hebammen in Sulingen, genauso dringend wie wir Haus- und Fachärzte brauchen. Genauso, wie die Ansiedlung von Ärzten jetzt schon gefördert wird, müssten auch Hebammen bei der Existenz-Gründung durch die Stadt unterstützt werden. Und dann müsste man damit natürlich auch Werbung machen.“, fährt die junge Grüne, die selbst drei kleine Kinder hat, fort.

 

Die einzig gute Nachricht, die die Grünen bei ihrem Besuch bestätigt bekamen: Die Finanzierung des Familiengesundheitszentrums ist bis 2024  gewährleistet. Wenigstens das. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Auf jeden Fall ist jetzt aber die Politik gefragt – alle Parteien!